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Die letzten Jahre haben bei vielen Menschen dafür gesorgt, dass sie auf Ihre Ernährung und die Umwelt achten. So wenig Verpackungsmüll wie möglich, Bio-Lebensmittel und vor allem regionale Produkte sind stark im Trend. Verständlich, denn wer regional kauft, der unterstützt örtliche Landwirtschaftsbetriebe, tut Gutes für die Umwelt und wird meistens noch mit einer hohen Lebensmittelqualität belohnt. Doch ab wann zählen Lebensmittel als regional? Das Problem an der Sache ist, dass der Begriff nicht geschützt oder gesetzlich definiert ist. Deshalb stellen Sie sich wahrscheinlich zurecht die Fragen, ob regionale Lebensmittel wirklich gute Produkte sind und wie sie diese eindeutig als solche identifizieren können.

Wie lässt sich regional definieren?

Besonders in der Werbebranche werden Begriffe wie „regional“ oder „Region“ sehr gerne genutzt. Denn das impliziert, dass diese Produkte aus der Nähe stammen und eine hohe Qualität aufweisen müssen. Doch dafür müsste man zuerst definieren, was mit dem Begriff „regional“ alles abgedeckt werden soll. Handelt es sich dabei um Ihre eigene Stadt oder den Landkreis oder ist das gesamte Bundesland gemeint. In den meisten Fällen ist mit diesen Begriffen lediglich gemeint, dass die Produkte aus Deutschland kommen. Da Deutschland jedoch ein recht großes Land ist, kann es durchaus schon mal sein, dass die Produkte 500-700 Kilometer zurücklegen. Das wiederum ist alles andere als regional.

Die Problematik in der Sache liegt eben, wie bereits erwähnt, darin, dass der Begriff regional keine offizielle Definition im Hinblick auf die Lebensmittelproduktion besitzt und auch bisher nicht geschützt wird. Dadurch kann also prinzipiell jeder Hersteller seine Produkte als regional verkaufen, selbst wenn sie Tausende Kilometer Transportwege hinter sich haben. Die meisten Supermärkte achten jedoch mittlerweile darauf, dass die vertriebenen regionalen Produkte auch wirklich aus der unmittelbaren Nähe kommen.

Mittlerweile gibt es viele Menschen, welche möglichst regional einkaufen möchten, da sie glauben, dass die Produkte aus der unmittelbaren Umgebung kommen, meistens sogar aus derselben Stadt. Grundlegend sollten Produkte, welche mit dem Etikett „regional“ schmücken, aus einem abgesteckten und eingegrenzten Bereich kommen, der nicht allzu weit von der Verkaufsstätte dieses Produktes liegt. Diese Produkte sollten in dieser Region angebaut, aufgezogen oder erzeugt werden und auch dort verarbeitet werden. Das sind die wünschenswerten und optimalen Voraussetzungen für regionale Produkte.

Die Vorteile von regionalen Produkten

Regionale Lebensmittel bringen natürlich erst mal einige Vorteile mit sich. Es werden zum Beispiel lange Transportwege vermieden. Das ist in vielerlei Hinsicht ein äußerst positiver Aspekt. Zum einen bliebt Ihre Ware länger frisch, da sie nicht extra eingefroren oder speziell verpackt werden muss, damit sie den langen Transport bis in Ihren örtlichen Supermarkt übersteht und zum anderen werden natürlich die CO2-Emissionen reduziert. Denn es macht einen riesigen Unterschied, ob die Waren mit dem Schiff oder sogar per Lufttransport in die heimische Region oder ob sie aus der direkten Nachbarschaft mit einem Lieferwagen kommen.

Auch die Unterstützung von regionalen Betrieben und kleinen Bauernhöfen ist enorm wichtig. Das können Sie nur, wenn Sie wirklich regional kaufen. Viele Bauernhöfe nutzen die örtlichen Supermärkte als praktisches Vertriebsmittel. Es gibt zwar immer noch sehr viele kleinere Hofläden, jedoch erledigt der Großteil der Bevölkerung seinen kompletten Einkauf im örtlichen Supermarkt. So können Sie bequem bei Ihrem Wocheneinkauf Kartoffeln oder Eier vom örtlichen Produzenten kaufen, ohne im Anschluss noch den nächsten Hofladen anzusteuern. Wer regionale Produkte kauft, der kann meistens auch mit einer hohen Qualität rechnen, im Vergleich zu industriellen Waren.

Ist regional wirklich gut?

Regionale Produkte bringen also einige Vorteile mit sich. Doch es gibt auch eine Kehrseite. Denn wo es viele Vorteile gibt, sind natürlich auch die Nachteile nicht weit. Regionale Produkte sind nicht immer die beste Lösung.

Wenn Sie beispielsweise regional kaufen, weil Sie gute Produkte haben möchten und den frischen Geschmack zu schätzen wissen, dann ist Vorsicht geboten. Denn besonders bei Fleisch ist der große Nachteil, die Massentierhaltung, nicht automatisch ausgeschlossen, nur weil die Produkte aus Ihrer Region stammen. Denn auch in Ihrer Nähe können riesige Mastanlagen und miserable Tierhaltung ohne hohe Tierschutzstandards existieren. Das kann bei regionalen Lebensmitteln keinesfalls ausgeschlossen werden. Sie sollten sich also im Klaren darüber sein, dass diese Lebensmittel nicht immer gute Produkte sein müssen.

Eine Kuh in der freien Natur
Greenpeace: Artgerechte Tierhaltung lässt sich finanzieren.

Das zählt übrigens auch für nicht tierische Lebensmittel und Produkte. Besonders Gemüse wird meistens in riesigen Gewächshäusern gezüchtet, welche natürlich auch beheizt werden müssen. Dadurch wird der Vorteil durch die verkürzten Transportwege direkt wieder eliminiert.

Sie sollten sich also bei der Auswahl Ihrer Lebensmittel nicht blind auf die Bezeichnung „regional“ verlassen, sondern andere Gesichtspunkte beachten. So ist zum Beispiel gerade das Label saisonal bei Obst und Gemüse deutlich gewichtiger, wenn es um Klimaschutz und gute Produkte geht. Denn viele Nahrungsmittel gibt es auch außerhalb der jeweiligen Saison und das sogar aus Ihrer Region. Nur kommen hier dann die bereits erwähnten beheizten Gewächshäuser ins Spiel. Denn Früchte- und Gemüsesorten, welche normalerweise nur im Sommer wachsen, brauchen im Winter entsprechende Temperaturen.

Sie sollten auch eher darauf achten, wie Ihre Waren eingepackt sind, statt nur auf die reine Regionalität. Denn neben den CO2-Emissionen durch lange Transportwege sind auch die jährlichen Mengen an Plastikmüll ein großer Faktor, der sich äußerst negativ auf die Umwelt auswirkt.

Regional ist nicht immer gleich regional

Doch auch bei der Produktion von angeblich regionalen Produkten wird oft getrickst. Denn wie eingangs erwähnt, handelt es sich hier nicht um einen geschützten Begriff, sodass die meisten Hersteller hier absolut freie Hand haben. Um ein Beispiel zu nennen, so werden Kaffeebohnen oft als regionales Produkt angepriesen. Dass diese Bohnen in Deutschland oder sogar in der Nähe des Wohnorts geröstet werden, mag sogar noch stimmen. Es ist jedoch so, dass die Kaffeebohnen meistens aus Südamerika oder Afrika stammen und mehrere Tausende Kilometer zurücklegen, bis sie schlussendlich in der Rösterei landen. Somit wäre der regionale Aspekt einschließlich aller seiner scheinbaren Vorteile hinfällig.

Dass die Veredelung, die Herstellung oder Erzeugung verschiedene Stationen durchläuft, ist längst nichts Ungewöhnliches mehr. Dies geschieht bei Schinken, aber auch bei Nordseekrabben. Bei Krabben ist es beispielsweise oft so, dass diese zwar als fangfrisch angegeben und tatsächlich vor Ort gefangen werden, jedoch müssen diese erst noch verarbeitet werden, damit sie für den Verzehr geeignet sind. Dieser Verarbeitung erfolgt meistens kilometerweit entfernt. Bei Schinken ist es mittlerweile ebenfalls oft so, dass dieser zwar in der Region geräuchert wird, das Fleisch, also das Hauptprodukt, jedoch von ganz woanders herkommt.

Woran Sie wirklich regionale Produkte erkennen

Fraglich ist also, ob es wirklich regionale Produkte gibt, welche all die angepriesenen Vorteile aufweisen. Um das zu erkennen, gibt es einige Kriterien, welche es zu beachten gilt.

Das Regionalfenster

Um diese Produkte trotz der schwammigen Definition klar zu erkennen, gibt es zum einen das sogenannte Regionalfenster. Dieses gibt Ihnen detaillierte Auskünfte über die Herkunftsregion, den Ort, an dem das Produkt verarbeitet wurde, sowie genaue Angaben über den Anteil der verwendeten regionalen Zutaten und die entsprechende Kontrollstelle. Somit haben Sie mit dem Regionalfenster eine perfekte Orientierungshilfe an der Hand, welche Sie für die Auswahl Ihrer Lebensmittel als Indikator nehmen können. Doch auch hier gilt, dass dieses Siegel nicht immer ein Garant für ein regionales Produkt ist. Denn diese können deutschlandweit verkauft werden. Deshalb sollten Sie, wenn Sie wirklich Wert auf Regionalität legen, trotzdem genau hinschauen.

Der Eiercode

Wenn Sie gerne Eier aus Ihrer Region kaufen möchten, dann gibt der Eiercode Ihnen Aufschluss über die Herkunft des Eis. Dieser ist auf jedem Ei aufgedruckt worden und gibt Ihnen Aufschluss darüber, aus welchem Bundesland die Eier stammen und welche Haltungsform angewendet wurde. Eine zweistellige Zahl gibt Ihnen Auskunft darüber, ob das Ei wirklich aus Ihrem Bundesland stammt.

Angaben zum Erzeuger beachten

Bei der Verbraucherzentrale.de erfahren Sie mehr über regionalen Lebensmitteln

Besonders bei frischen und unverarbeiteten Lebensmitteln sollten Sie genau hinschauen. Wenn dort mit Regionalität geworben wird, dann sollte der Erzeuger irgendwo mit Adresse und Region vermerkt sein. Meistens sind das Bauernhöfe aus der Nähe, welche Sie möglicherweise bereits kennen.

Die Regionalinitiativen

Mittlerweile gibt es mehrere Zusammenschlüsse aus Erzeugern, Gastronomen und vielen weiteren Verbänden und Betrieben, welche sich für die regionale Vermarktung von Lebensmitteln einsetzen und aus diesem Grund ein eigenes Siegel entwickelt haben. Wer dieses Siegen erhalten möchte, der muss viele strenge Kontrollanforderungen erfüllen. Hierbei spielen vor allem die regionalen Qualitäten eine große Rolle. Die jeweiligen Regionalinitiativen legen ihre Kontrollbestimmungen dabei jedoch alle selbst fest. Das kann natürlich für manche Verbraucher schnell unüberschaubar werden und erschwert es, den Durchblick zu behalten. Man arbeitet jedoch bereits daran, allgemeingültige Basiskriterien für alle Initiativen einzuführen.

Auf Saisonalität und Bio-Produkte achten

Wie bereits erwähnt, sollte die Regionalität eine eher untergeordnete Rolle bei der Auswahl Ihrer Lebensmittel spielen. Damit Sie besonders bei Obst- und Gemüse auf die Saisonalität achten können, welche deutlich wichtiger ist, können Sie einen sogenannten Saisonkalender zur Hilfe nehmen. Dort stehen alle Obst- und Gemüsesorten aufgelistet und wann diese ihre jeweilige Saison haben.

Was Fleisch- und tierische Produkte angeht, so sollten Sie hier primär auf die Haltungsformen achten. Auch hier gibt es, wie auch bei regionalen Produkten, unterschiedliche Label und Siegel, welche genaustens Auskunft über die Produkte geben.

Regional ist nicht alles

Jetzt wissen Sie, regionale Produkte sind zwar eine gute Sache, jedoch kein Allheilmittel. Grundlegend ist die Regionalität bei Lebensmitteln eine sehr gute Sache. Sie unterstützen damit zwar die Betriebe und Landwirte in Ihrer Nähe, jedoch gilt es hier bei den Produkten genauer hinzuschauen. Durch die vielen Tricks und die schwammige Begriffsdefinition ist der gute Ruf solcher Waren mittlerweile eher als kritisch zu betrachten. Beachten Sie die unterschiedlichen Siegel, legen Sie zudem Wert auf Saisonalität und Qualität Ihrer Lebensmittel und Fragen Sie notfalls beim Händler nach. In diesem Fall machen Sie nichts verkehrt und können mit einem ruhigen Gewissen einkaufen.