Die guten Nachrichten: Sie haben das Jahr 2020 gut überstanden und können sich nun voll auf 2021 konzentrieren. Im vergangenen Jahr hatten die meisten von uns alle Hände voll zu tun und mussten immense Herausforderungen bewältigen. In der Lebensmittel- und Lifestyle-Branche war das Jahr 2020 geprägt von Umwälzungen in den Lieferketten, Online-Bestellungen und neuen Anforderungen an die Konsumindustrie. Ob nun Sauerteig oder TikTok – 2020 hat einige Trends hervorgebracht, die wegweisend für 2021 waren und sind.
1. Geschmacksmüdigkeit
Erschöpfung, Angst und Stress schränken das Interesse der Menschen an komplexen Geschmacksrichtungen ein, so eine neue Studie, die im Journal of Consumer Psychology veröffentlicht wurde. „Die hedonische Wertschätzung von Lebensmitteln … variiert mit dem Grad der geistigen Erschöpfung der Verbraucher“, schreiben die Autoren der Studie und kommen zu dem Schluss, dass „kognitive Erschöpfung die Freude der Verbraucher an Lebensmitteln mit komplexem Geschmack verringert“. Diese Erkenntnis spiegelt sich in den neuesten Lebensmitteltrends wieder: Der Verkauf von salzigen Snacks wie Kartoffelchips ist ebenso gestiegen wie der von süßen Leckereien wie Schokolade – 90 % der europäischen Konsumenten haben in den ersten Monaten der Pandemie Schokolade gekauft. Verschiedene Kaffee-Ketten haben prompt auf dieses Forschungsergebnis reagiert und passten ihr Angebot beispielsweise mit liebgewonnen Kuchen an, etwa Starbucks, die den guten alten Apfelkuchen wieder in ihr Sortiment aufnahmen und so den Lifestyle Trends 2020 Folge leisteten. Da sich unser stressiges Leben im Jahr 2021 fortsetzt, sollten sich die Unternehmen der Lebensmittel- und Getränkeindustrie auf einfache, zugängliche und vertraute Geschmacksrichtungen konzentrieren, die unserer emotional überforderte Welt ein kleines bisschen Geborgenheit bieten.
2. Mehr Bewusstsein für psychische Gesundheit
Schon vor 2020 hatte die Welt mit rekordverdächtig hohen Raten von Angstzuständen, Depressionen und Einsamkeit zu kämpfen, die größtenteils von den Generationen der Millennials und der Z angeführt wurden, doch im Jahr 2020 wurde unsere psychische Gesundheit in einem neuen Ausmaß belastet. Gerade die Jüngeren litten 2020 verstärkt unter Angstzuständen oder Depressionen, ganz zu schweigen von Traumata und stressbedingten Störungen aufgrund der Pandemie.
2020 hat den Fokus für dieses Thema geschärft und viele unter 40-Jährigen sind der Meinung, dass die Bewahrung der eigenen psychischen Gesundheit genauso wichtig ist wie die Bewahrung der körperlichen Gesundheit. Dabei wird die Diskussion über psychische Gesundheit immer offener und weniger stigmatisiert, insbesondere unter Millennials und der Generation Z. Einige der beliebtesten Popstars und Plattformen des Jahres 2020 sprechen offen über psychische Probleme, darunter auch Bilie Eilish.
3. Nachhaltigkeit als Grundpfeiler von Lifestyle Trends 2020
Zu Beginn der Pandemie gingen viele davon aus, dass die öffentliche Aufmerksamkeit für die Klimakrise nachlassen würde, wenn die eigene Gesundheit in Gefahr ist. Diese Vorhersage erwies sich als falsch. 2020 war ein bahnbrechendes Jahr für den Umweltschutz. Rund um den Globus stieg der Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln, und alles deutet darauf hin, dass sich dieser Trend 2021 fortsetzt. Die Menschen wurden buchstäblich wach gerüttelt. Eine Umfrage des Meinungsforschungsunternehmen Datassential ergab, dass 58 % der befragen US-Bürger im Juli 2020 angaben, dass sie ihren Konsum von pflanzlichen Lebensmitteln erhöhen wollen. 33 % wollen insbesondere ihren Konsum von pflanzlichen Ersatzprodukten für tierisches Eiweiß erhöhen, wobei viele behaupteten, dass pflanzliche Ernährung sowohl gesünder als auch besser für die Umwelt ist. Die Umfrage ergab auch, dass 31 % ihren Verzehr von rotem Fleisch reduzieren wollen.
Auf der anderen Seite des großen Teichs hat die Pandemie die Akzeptanz des Veganismus beschleunigt. Ein Viertel der britischen 21 – bis 30-Jährigen gibt an, dass die COVID-19-Pandemie den Veganismus für sie attraktiver gemacht hat. In diesem Herbst stimmten die Studenten in Oxford sogar dafür, Lamm- und Rindfleisch aus den meisten Restaurants auf dem Campus zu verbannen, um die Universität umweltfreundlicher zu machen.
Im vergangenen Jahr haben die Menschen auf der ganzen Welt viele neue nachhaltige Gewohnheiten angenommen, wie z. B. weniger Lebensmittel zu verschwenden, was eine der wirkungsvollsten Maßnahmen zur Bewältigung der Klimakrise ist. Es gibt Foodsaving-Initiativen, die sich darauf konzentrieren, noch gute Lebensmittel vor der Entsorgung zu retten.
Das Umweltbewusstsein hat auch die Mode-, Einzelhandels- und Reisemärkte erfasst: Bekleidungs- und Haushaltswarenhersteller bringen neue Produkte aus recycelten, organischen und zirkulären Materialien auf den Markt, und Hoteliers wie Städte integrieren Nachhaltigkeitsstandards in ihre Geschäftsmodelle. Im Jahr 2020 geht das Konzept der nachhaltigen Mode, Haushaltswaren und Reisen sogar noch weiter. Einige Modemarken haben damit begonnen, die langfristige Tragbarkeit ihrer Kleidung als nachhaltigen Bonus zu betonen. Unternehmen, die Konsumgüter verpacken, führen wiederverwendbare Behälter, lose Ware und eine verantwortungsbewusste Beschaffung ein, um den Abfall und oft auch die Kosten zu reduzieren. Was das Reisen angeht, so stellen einige Reiseziele fest, dass die Zahl der jährlichen Besucher begrenzt werden muss, um die Nachhaltigkeit zu erhalten. Auch weitere Themen wie faire Löhne und die Gleichstellung der Geschlechter sind ebenfalls Teil der Nachhaltigkeitsdiskussion.
4. Der Wunsch, mit der Natur zu kommunizieren
In einem Jahr, in dem viele von uns an das Haus gefesselt waren, gewann die Natur eine neue Bedeutung. Verschiedene Studien stellten fest, dass der Verkauf von Fahrrädern im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 63 % gestiegen ist. Auch Golf- und Paddelboard-Ausrüstungen als Lifestyle Trends 2020 verzeichneten ein Wachstum, ebenso wie die Suche nach Apps zur Pflanzenbestimmung. In Japan hat das Jahr 2020 viele dazu inspiriert, nach zum Verkauf stehenden Waldgrundstücken zu suchen. Wie die Japan Times berichtet, gab ein Unternehmen, das Waldgrundstücke zum Verkauf anbietet, an, dass es in der Regel 10 bis 20 Anfragen pro Monat gibt, doch im August 2020 gingen 500 Anfragen ein, eine Verfünffachung gegenüber dem Vorjahreszeitraum. In Großbritannien blickten die Menschen derweil nicht auf die Wälder, sondern auf ihre Hinterhöfe als potenzielle Naturoase. Eine Umfrage von LV=GI ergab, dass die Briten während der Sperrzeit durchschnittlich 125 Britische Pfund für ihren Garten ausgaben, wobei Millennials und Gen Zers im Alter zwischen 25 und 39 Jahren am meisten für ihren Außenbereich ausgaben.
Wenn die Menschen im vergangenen Jahr nicht draußen waren, saßen sie auf der Couch und lernten etwas über die Natur. Viele der meistgestreamten Dokumentarfilme des Jahres 2020 befassen sich mit Themen aus der Welt der Natur. Darunter sind David Attenborough: Unser Planet und My Octopus Teacher. Auch bei TikTok, Animal Crossing und Minecraft dominiert die Natur die Bildschirmzeit.
Das Einssein mit der Natur wird als Allheilmittel diskutiert: Ein Weg zur Verbesserung der geistigen Gesundheit, ein Ort, an dem wir unseren Körper trainieren können, und auch ein Weg, um die Klimakrise zu bewältigen. Einige fordern ein „Rewilding“ der Landschaften und unserer Lebensweise. Rewilding bedeutet die Rückführung unserer natürlichen Landschaften und Lebensweisen in den Einklang mit der Natur. In einigen Städten (z. B. Detroit) und Ländern (z. B. Großbritannien und Australien) werden Programme zur Wiederbegrünung von Städten auf breiter Basis durchgeführt. Einige haben Rewilding zum Gartentrend 2020 erklärt.
Letztlich geht es bei dem Interesse an der Natur um Gesundheit – gesundes Land, gesunder Geist und gesunder Körper. Und es ist ein Trend, der sich wahrscheinlich noch verstärken wird, wenn wir unseren neuen Lebensstil beibehalten.
5. Fokus auf die eigene Gesundheit und Immunität
Es sollte nicht überraschen, dass als Reaktion auf eine globale Gesundheitskrise die Nachfrage nach Produkten mit angeblich immunstärkenden Eigenschaften zunimmt. Die Verbraucher wollen besser gerüstet und widerstandsfähiger werden, was ihr Immunsystem anbelangt, um diese Zeit der Unsicherheit zu überstehen. Dies hat zu einem stärkeren Fokus auf Gesundheit und Wellness geführt, was neue Möglichkeiten für funktionelle Produkte aller Art eröffnet hat.
In Großbritannien etwa hat die COVID-19-Pandemie auch die Ernährung der Briten verändert: 51 % geben an, mehr Obst und Gemüse zu essen. In Indien liegt der Schwerpunkt besonders stark auf der immunstärkenden Wirkung der eigenen Ernährung, wobei viele die Kraft der ayurvedischen Medizin betonen. Die Verantwortung des Einzelnen für die eigene Gesundheit war noch nie so im Fokus wie in 2020.
6. Zivilisierter Umgang auf sozialen Medien
Soziale Medien sind bereits seit Jahren echter gesellschaftlicher Sprengstoff, sowohl der Umgangston, der mitunter auf diesen herrscht, als auch deren Bedeutung für kollektive und individuelle sozialen Beziehungen. Doch das Einzige, worum sich die großen Plattformen kümmern, ist es, uns immer mehr an sie zu binden.
Natürlich ist in diesem Zusammenhang nicht alles Schwarz oder Weiß. Und natürlich gibt es berechtigte Argumente für die Grautöne, die hier ebenfalls zu berücksichtigen sind. Niemand hat ein Problem mit einem standardmäßigen Twitter-Account. Aber die Vorteile der sozialen Netzwerke werden von schlechten Akteuren und Toxizität überlagert.
Im Jahr 2020 haben die Verbraucher ein Gegenmittel gegen riesige und toxische Online-Communities und Social-Media-Plattformen gefunden. Sie bevorzugen kleinere und intimere digitale Räume, die respektvolle und sinnvolle Verbindungen ermöglichen, in denen sie mit Gleichgesinnten interagieren können und in denen sie wirklich sie selbst sein können.